Kaninchen und Blase

Jetzt im Frühling wachsen sie endlich wieder: die nährstoffreichen, frischen und schmackhaften Wildkräuter, von denen Wildkaninchen sich hauptsächlich ernähren, und über die auch in menschlicher Obhut gehaltene Kaninchen sich freuen.
Diese Kräuter erhalten die Gesundheit unserer Langohren gleich auf mehreren Wegen: Sie liefern viele Ballaststoffe (, die das Darmmikrobiom fördern), wenig Kalorien (, was Fettleibigkeit vorbeugt und damit Bewegungsfreude erhält) und sind wasserreich.
Viele domestizierte Kaninchen nehmen nämlich zu wenig Wasser auf, z.B. weil sie mit trockenem Futter gefüttert werden oder sich ihr Wasser tropfenweise aus einer Nippeltränke holen müssen.
Zu geringe Wasseraufnahme ist deshalb problematisch, weil Kaninchen ihre Kalzium-Aufnahme nicht regulieren können. Nimmt das Kaninchen mehr Kalzium auf, als es gerade braucht, wird der Überschuss über den Urin wieder ausgeschieden. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Urin genügend Wasser enthält um das Kalzium auszuspülen und das Kaninchen sich außerdem reichlich bewegt um eventuelle (kalziumhaltige), sandige Ablagerungen in der Harnblase öfter mal aufzuschütteln, damit sie beim nächsten Urinabsatz dann mit ausgeschieden werden.
Passiert das nicht, sammeln sich kleine sandige Feststoffe in der Blase, der Blasengries. (Im Röntgenbild sehen Sie eine Blase mit dem klassischem Harngrieß.)
Grieskörnchen, die auf der Blasenschleimhaut reiben, sind schmerzhaft. Sie führen zu einer Blasenentzündung. Einerseits bewegen sich betroffene Kaninchen daraufhin verständlicherweise noch weniger, weil jede Bewegung mit kratzendem Sand in der Blase den Schmerz steigert. Vielleicht fressen sie auch weniger und vernachlässigen die Fellpflege.
Andererseits führt die Reizung der Blase zu Harndrang. Jeder Tropfen wird abgesetzt. Möglichst ohne Bewegung. Dabei können dieTropfen auch schon mal im Fell hängenbleiben und mittelfristig die angrenzende Haut schädigen.
Nun gibt es im Frühjahr nicht nur Schmetterlinge und Maikäfer, sondern auch Fliegen. Fliegen, die vom Uringeruch angezogen werden und ihre Eier direkt ans Fell des Kaninchens kleben, so dass die daraus schlüpfenden Maden leichtes Spiel mit der vorgeschädigten Haut haben.
Spätestens jetzt verschlechtert sich das Wohlbefinden des Kaninchens erheblich, sodass es auffällig ruhig wird und ggf. die Futteraufnahme einstellt.
Kontrollieren Sie Ihre Kaninchen daher regelmäßig, selbst wenn sie einen guten Eindruck machen! Wenn Sie unsicher sind: Suchen Sie im Zweifel den Tierarzt auf, um eine schwerwiegende Erkrankung auszuschließen.

Tierärztin Andrea Hirtsiefer